Eine Kulturgeschichte der mehrsprachigen Schweiz


Die Karikatur aus dem Nebelspalter vom 10. November 1917 zeigt, dass die Schweiz Anfang des 20. Jahrhunderts entlang der Sprachgrenze gespalten ist.© Nebelspalter

Sprachen sind nicht nur blosses Mittel zur Kommunikation, sondern sie bestimmen unseren Alltag und sind Teil der Kultur. In der Schweiz sind neben den vier Landessprachen unzählige Dialekte, Akzente, Slangs und Sprachen von Eingewanderten zu hören.

Die Ausstellung (Sprachenland Schweiz) ist eine Reise durch die Schweizer Sprachräume. Mit interaktiver Soundtechnik erfährt man, wie die Vorläufer unserer Sprachen geboren wurden, sie sich weiterentwickelten oder gar ausstarben, neue Sprach- und Kulturgrenzen entstanden und wie um sie gestritten wurde und auch heute noch gerungen wird.

Historische Ereignisse haben die Entwicklung der Sprache entscheidend geprägt, wie beispielsweise die Reformation. Die in Zürich um Ulrich Zwingli (1489-1531) entstandene Bibelausgabe von 1524 war in einer Schriftsprache nahe am gesprochenen Deutsch der Region verfasst.

Die Reformatoren in der Westschweiz sprachen jedoch nicht das regionale Patois, sondern das Französisch der Oberschicht aus dem Norden Frankreichs. Jahrhunderte später sind die regionalen Dialekte, le patois, der französischen Schweiz fast verschwunden, während Schweizerdeutsch den Alltag dominiert.

Sprachen sind in der Schweiz ein zentrales immaterielles Kulturgut, auf das in dieser Ausstellung ein kulturhistorischer Blick geworfen wird. Alle Sprachregionen haben einen Prozess der Standardisierung durchlaufen, entwickelten sich aber gerade auf der Ebene der gesprochenen Sprache unterschiedlich.

In der Westschweiz wurden die regionalen Mundarten, die sogenannten Patois, bis zum Ende des 17. Jahrhunderts weitgehend vom Französischen verdrängt.

In der Deutschschweiz hatte die Reformation und der Buchdruck einen wichtigen Einfluss auf die Verbreitung der Schriftsprache. Im Unterschied zu den anderen Sprachregionen war die Stigmatisierung der Mundarten aber weniger konsequent. Im 19. Jahrhundert erfuhren die Schweizerdeutschen Dialekte eine positive Aufwertung,

In der italienischsprachige Schweiz stetzte das toskanische Italienisch sich als Schrift- und Verwaltungssprache durch.

Der rätoromanische Sprachraum reichte einst bis zum Bodensee, wurde aber früh von Deutsch verdrängt. Die Standardisierung lief nicht auf eine Sprache hinaus, sondern auf fünf Idiome, die sich in den Bergregionen zueinander entwickelten.

Die offizielle Viersprachigkeit der Schweiz bestimmt heute das Selbstbild des Landes. Sie basiert zwar auf der historischen Entwicklung der zuvor aufgezeigten Sprachregionen, auf politischer Ebene entstand sie jedoch erst mit der Gründung des modernen Bundesstaates vor 175 Jahren.

Die Ausstellung widmet sich auch der Politisierung der Viersprachigkeit in der Schweiz. Im Vordergrund steht dabei das gemeinsame Ringen um die Sprache(n) und die Frage, ob und wie die Viersprachigkeit zur Schweizer Identität gehört.

Entlang einer Chronologie stehen verschiedene Objekte für einzelne Momente der Politisierung der Sprache. Die Bundesverfassung von 1848, in der die drei Hauptsprachen der Schweiz Nationalsprachen des Bundes werden, markiert den Moment, wo die Schweiz offiziell ein mehrsprachiger Staat wird.

Im Kontext der nationalistischen Strömungen Anfang des 20. Jahrhunderts war die Schweiz entlang der Sprachgrenze gespalten, und besonders während des Ersten Weltkrieges verhärteten sich die Fronten zwischen der «deutschen Schweiz» und der «Suisse française» (Der Röstigraben).

Die Viersprachigkeit sollte zu einem Wesensmerkmal der nationalen Identität werden. So wurde dann 1938 auch das Rätoromanische als vierte Landessprache in der Verfassung verankert.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es auch immer wieder zu Spannungen zwischen den Sprachregionen. Die deutlichste politische Spaltung entlang der Sprachgrenze zeigte sich am 6. Dezember 1992 bei der Abstimmung über den Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum EWR.

Das Plakat zum Frühenglischen an der Primarschule verdeutlicht schliesslich einen aktuellen Sprachenkonflikt: Die Tatsache, dass in einigen Deutschschweizer Kantonen heute Englisch statt Französisch als erste Fremdsprache unterrichtet wird, betrachten Westschweizer Kantone als Bedrohung der kulturellen Identität der Schweiz.

Dieser «Sprachenstreit» zeigt, dass die Sprachenpolitik der Schweiz sich noch heute ständig verändert und neue Fragen aufwirft.

Künstliche Intelligenz im Dienste der Ökologie


Nationalparkzentrum. Bild der Ausstellung ´Bits, Bytes & Biodiversity´. Foto: TES

Die Ausstellung (Bits, Bytes & Biodiversität) zeigt aktuelle Forschungsprojekte der Universität Zürich. Ökologinnen und Ökologen untersuchen, wie Tier- und Pflanzenwelten auf menschliche und klimatische Einflüsse reagieren.

Dabei greift die Wissenschaft immer mehr auf digitale Hilfsmittel zurück. Beispielsweise auf Kamerafallen, wie sie auch der Schweizerische Nationalpark einsetzt.

Dank diese Kamerafallen können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wildtiere beobachten, ohne ihr Verhalten zu beeinflussen und ohne zu invasiven Mitteln wie Halsbändern oder Ohrmarken greifen zu müssen. Allerdings fallen dabei riesige Datenmengen an, deren Auswertung zeitaufwendig ist. Hier schafft die künstliche Intelligenz (KI) Abhilfe.

Der Vertrag von Lausanne


Photographie des hommes ayant pris part à la cérémonie de la signature du traité de Lausanne devant l’Hôtel Beau-Rivage, 24 juillet 1923. © Les Archives de la Ville de Lausanne (AVL), CH-000100-3 ADM-B1-224.10.2.89-12

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) und dem Zusammenbruch von den österreichischen, osmanischen, russischen und deutschen Imperien war Europa von Gewalt und Instabilität geprägt.

Der am 24. Juli 1923 unterzeichnete Vertrag von Lausanne ist das einzige der nach dem Konflikt geschlossenen Abkommen, das noch immer seine Wirkung entfaltet. Der Vertrag ist für die Geschichte Europas und des Nahen Ostens von grosser Bedeutung.

Die Ausstellung zeigt die Höhepunkte und Schauplätze der fast neun Monate dauernden Konferenz. Sie stellt Verbindungen zwischen den Zeiträumen her und zeigt die heutige Bedeutung des Vertrags in diesem Teil Europas und im Nahen Osten.