Die Ausstellung „Verso“ zeigt, was sich auf der Rückseite von Gemälden und (religiösen Werken aus dem 14. bis 18.Jahrhundert befindet. In dieser Zeit wurden diese Kunstwerke nicht in Museen ausgestellt, sondern ausschliesslich im Umfeld religiöser oder weltlicher Auftraggeber.
Zu dieser Zeit war die Bedeutung in ihrem Kontext klar. In den Museen fehlt heute dieser Kontext, und die Bedeutung von Symbolik und Bildern ist meist unbekannt. Die Rückseite bietet oft relevante Informationen, und manchmal sind sie sogar selbst ein Kunstwerk. Das macht diese originelle Ausstellung so interessant und spannend.
Sechsunddreissig Kunstwerke aus der Sammlung des Museums werden in einer speziell konzipierten Anordnung präsentiert, die es ermöglicht, beide Seiten der Kunstwerke zu sehen. Nicht nur „recto‘‘ zeigt sich die Kunst, aber oft auch „verso“.
Hans Holbein d. J. (1497-1543), 1516, Jacob Meyer zum Hasen (Bürgermeister von Basel) und seine Frau Dorothea Kannengieser (recto) mit dem Familienwappen (verso) gemalt im Jahr 1520
Die Ausstellung vermittelt einen historischen, sozialen, religiösen und dynastischen Kontext, der normalerweise nur von Museumsmitarbeitern und anderen Insidern erforscht werden kann.
So eröffnet die Ausstellung neue Perspektiven, auch auf bekannte Kunstwerke (u.a. von Hans Baldung, Lucas Cranach d.Ä., Hans Holbein d.J., Ambrosius Holbein und Konrad Witz).
Unbekannter Künstler, 16. Jahrhundert. Bildnis von David Joris alias Johann von Brügge, um 1544. Inschrift in Latein und Deutsch aus 1559
Die Ausstellung zeigt in acht Sektionen verschiedene Facetten mit Verso-Bildern und bietet eine Fülle von Beobachtungen zu Motiven, aber beispielsweise auch zu wiederverwendetem Material.
In der Ausstellung sind auch einige Werke zu sehen, in denen sich die Künstler bewusst mit dem Verhältnis zwischen Vorderseite und Rückseite auseinandersetzen:
Niklaus Manuel (genannt Deutsch), 1517, Bathsheba im Bade (recto); der Tod als Kriegsknecht umfasst ein junges Weib (verso) , 1517. Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett. Foto : Martin P. Bühler
Eindrücke aus der Ausstellung
Meister von Sierentz, der Drachenkampf des heiligen George (recto), die Beweinung Christi (verso), um 1445. Rechter Flügel eines Retabels. Sammlung: Kunstmuseum Basel. Foto Martin P. Bühler