Neue archäologische Funde in der keltischen und römischen Schweiz
29 Dezember 2024
Wer hat nicht schon von ihnen gehört und sie vielleicht sogar aus der Nähe bewundert, die Kunstwerke, Gebrauchsgegenstände (heute Kunstobjekte), Gebäude, Münzen und andere Funde aus der keltischen Epoche und dem klassischen Altertum?
Die arabische Welt, die jüdischen Gelehrten und später die Mönche hielten die antiken Autoren und ihre Schriften jahrhundertelang in Ehren, bevor weltliche Gelehrte, Universitäten und Humanisten im 14. und 15. Jahrhundert auf sie stiessen.
Der Fall von Byzanz und die Flucht der christlichen Gelehrten mit ihren Schriften im Jahr 1453 sowie die Reconquista in Spanien (abgeschlossen 1492) machten viele dieser schriftlichen Werke in Europa bekannt und zugänglich.
Das wissenschaftliche Interesse an physischen Objekten aus der klassischen Antike blühte jedoch erst in der Renaissance und im 17. Jahrhundert. In der Schweiz sind heute die Organisationen Pro Aventico in Avenches (das römische Aventicum) und die Stiftung Augusta Raurica in Augst die bekanntesten Beispiele.
Orbe heute
In zahlreichen weiteren Orten, Lausanne, Genf (als erste Schweizer Stadt unter römischer Herrschaft ab 122 v. Chr.), Nyon, Vevey, Martigny, Windisch, Orbe, Vallon, Bern, Lenzburg, um nur einige zu nennen, haben die Römer und romanisierten Kelten (Galloromanen) ihre Spuren hinterlassen.
Museen, archäologische Stätten und Pärke erzählen von dieser Vergangenheit. Sie tun dies meist im Zusammenhang mit der einheimischen Bevölkerung (keltische Stämme und Rätier in der Ostschweiz), die das Gebiet der heutigen Schweiz Jahrhunderte vor der römischen Eroberung 15-13 v. Chr. bewohnte.. Laténium in Hauterive (Kanton Neuchâtel) ist ein gutes Beispiel für dieses Konzept.
Laténium in Hauterive
Die keltische Kultur und Gesellschaft rückt immer mehr ins Blickfeld. Die Kelten waren sicher keine „Barbaren“, wie die Römer (und Griechen) fremde Völker bezeichneten. Insbesondere überflutete keltische Pfahlbauten, Grabhügel und andere archäologische Funde weisen auf ihre Art des Zusammenlebens und ihre (Hoch-)Kultur hin.
Schriftliche Quellen über Kelten fehlen jedoch. Lediglich römische und griechische Autoren haben sich sporadisch mit diesen Stämmen befasst. Über die rätischen Stämme hingegen schweigen sie ganz.
Die römischen Provinzen in den Alpen, 150 n. Chr. Bild: Marco Zanoli/Wikipedia
Nicht nur nach den römischen Eroberungen im 1. Jahrhundert v. Chr., sondern auch in den Jahrhunderten davor schrieben diese Autoren über die „Keltoi oder Celtae“. Immerhin hatten die Römer auch grosse Niederlagen gegen keltische Stämme erlitten.
Ausserdem gab es bereits vor den römischen Eroberungen Handelskontakte zwischen Griechen, Römern und Kelten. Griechen und Römer trieben seit Jahrhunderten Handel mit den nördlichen Regionen, sogar bis zur Ostsee, von wo aus vor allem der begehrte Bernstein in den Mittelmeerraum exportiert wurde.
Da es so gut wie keine schriftlichen Quellen, geschweige denn Archive gibt, erforschen vor allem Archäologen diese Kontakte. Ein aktueller Fund in Augusta Raurica verleiht ihrer Arbeit wieder zusätzlichen Glanz.
Augusta Raurica, Römisches Theater
Kürzlich wurde eine römische Bronzemünze aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., also aus der Zeit der römischen Republik, gefunden. Es sind diese kleinen Funde, die das Puzzle immer vollständiger machen.
Doch der Boden birgt noch viele weitere Geheimnisse, wie zwei gefundene Inschriften aus der Römerzeit in Augusta Raurica, ein gut erhaltenes Mosaik in der römischen Villa an der Rue des Pavés in Avenches und sogar ein römisches Heerlager in Oberhalbstein auf dem Colm la Runga auf 2 200 Metern Höhe im Gebiet von Crap Res (Surses, Kanton Graubünden) zeigen.
Der Fund von Oberhalbstein bringt mehr Klarheit über den römischen Feldzug und die Eroberung der heutigen Schweiz in den Jahren 15-13 vor Christus.
Aventicum um 200 n. Chr. Musée romain d’Avenches
Die Römerzeit dauerte über vier Jahrhunderte und prägt die heutige Schweiz sprachlich, religiös und kulturell. Die rätoromanische, italienische und französische Sprache, das Christentum, die Nutzung von Gebirgspässen, Wasserwegen und Handelsrouten, die Entstehung der ersten (römischen) Städte und anderes „antikes“ Erbe prägen die 26 Kantone der heutigen Eidgenossenschaft.
Dank dem Engagement, der Geduld der archäologischen Detektive und der Finanzierung durch die (lokalen) Behörden wird das Puzzle der heutigen Schweiz immer vollständiger.
(Quelle und weitere Informationen: Archäologischer Dienst Graubünden, Association Pro Aventico; Stiftung Augusta Raurica)
Korrektorin: Eva Maria Fahrni