Die Brückenbauer, die Emme, das Alphorn und das Regionalmuseum des Emmentals
9 Oktober 2024
Das Dorf Langnau (Kanton Bern) im Oberen Emmental wurde erstmals 1139 in einer Urkunde erwähnt. Bis 1300 herrschten die Herren von Kyburg, Langnau und Spitzenberg in dieser Region.
Um diese Zeit verkauften die Spitzenberger ihre Burg Spitzenegg mit den Rechten an Langnau an die Habsburger. Auch das 1130 gegründete Kloster Trub erwarb nach 1300 zahlreiche Güter in der Region und in Langnau.
Nach der Schlacht von Sempach (1386) gewann Bern die Oberhand in der Region. Ab 1406 ist Langnau Teil der Landvogtei Trachselwald und gehört zum Kanton Bern.
Der Begriff Dorf ist etwas irreführend, denn wie so viele Dörfer in der Schweiz hat Langnau eine städtische Ausstrahlung, darunter das im 15. Jahrhundert erlangte Marktrecht und andere Privilegien. Heute ist es eigentlich ein Städtchen oder Flecken in einer Region mit rund 50‘000 Einwohnern.
Natürlich nehmen die Produktion und der Handel mit Emmentaler Käse auch hier einen wichtigen Platz ein, aber der Ort war auch für seine Keramik, Weberei, Textilien und den Orgelbau (Schwyzerörgeli oder die sogenannten Langnauerli) und andere Tätigkeiten und Dienstleistungen bekannt.
Trotz der landschaftlichen Idylle des Emmentals, dessen bekanntester Vertreter Vikar Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf (1797-1854)ist, war die Region im 17.. Jahrhundert bis 1730 auch Schauplatz von rücksichtslosen Täuferverfolgungen und Bauernaufständen. Das Obere Emmental ist also nicht nur eine liebliche Landschaft mit grünen Wiesen, Wäldern und schönen Bauernhäusern.
Das Chüechlihus in Langnau ist eines der grössten Regionalmuseen der Schweiz und bringt auch diese Geschichte in den Fokus.
Der Holzbrückenweg und die Emme
Die Emme hat in dieser Region schon oft gewütet. Es ist surreal, sich diesen ruhig dahinplätschernden Fluss als wild wogende Masse aus Baumstämmen, Steinen und Felsen vorzustellen, die alles in ihrem Weg pulverisiert, auch die vielen Holzbrücken. Und doch verändert selbst dieser schöne Fluss ein paar Mal im Jahr seine Gestalt, eine Art Jekyll und Hyde unter den Flüssen (übrigens nicht der einzige).
Die Horbenbrücke (1834) bei Eggiwil zum Beispiel ist die einzige Brücke, die das Hochwasser der Emme im August 1837 überstanden hat. Im Jahr 2007 wurde diese Brücke wegen der immer schwerer werdenden Lkws und Autos durch eine Betonbrücke ersetzt. Aus Respekt ist aber die alte Horbenbrücke erhalten geblieben und kann neben der neuen Brücke besichtigt werden.
Der sogenannte Holzbrückenweg des Oberen Emmentals weist auf weniger als 25 Kilometern 18 gedeckte Holzbrücken über die Emme und ihre Nebenflüsse auf, dazu kommen kleine Holzbrücken (Stege) und moderne Brücken (aus Beton). Im 19. Jahrhundert gab es sogar ein „Brückenfieber“!
Daneben hat das Obere Emmental noch weitere (natürliche) Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der Rämisgummen gilt als einer der schönsten Alpenweiden des ohnehin schon wunderbaren Emmentals.
Das Räbloch in der Emmeschlucht ist ebenfalls ein beeindruckendes Bauwerk der Natur. Die Schlucht entstand unter Gletschereis. Noch in der letzten Eiszeit war das Räbloch, im Gegensatz zum übrigen Emmental, eisbedeckt. Der Emmegletscher reichte bis zum Nordende des Siehenplateaus beim Chnubel. Auch die Schrattenfluh beim Dorf Schangnau ist ein Kunstwerk der Natur.
Aber auch Menschenhand war am Werk, und das schon seit prähistorischen Zeiten. Einer der ersten von Menschenhand geschaffenen Verkehrstunnels der Schweiz ist nicht der Gotthardtunnel von 1882, sondern das Hegeloch von 1840. An der Strasse vom Weiler Hüpfenboden nach Girsgrat gelegen, wurde dieser Tunnel 840 von lokalen Bauern mit finanzieller und logistischer Unterstützung der Regierung gebaut.
Eggiwil
Eggiwil (Kanton Bern, Bezirk Signau) ist ein Dorf im Oberen Emmental an der Mündung des Röthenbachs in die Emme. Das Dorf ist daher von Wasser umgeben und über Brücken erreichbar, darunter drei Holzbrücken und eine Betonbrücke (Beisatzgasse-Brücke).
Das Dorf beherbergt mehrere legendäre Produkte, darunter das Bachmann–Alphorn und die Produktion von Emmentaler-Käse. Ferner ist es Standort bekannter Restaurants und Hotels, darunter das Restaurant und Hotel Hirschen und der Gasthof Bären und seine Dependance zum Bären.
Tourismus ist heute ein ebenso wichtiges wirtschaftliches Standbein wie das früher die Köhlerei, der Holz- und Holzexport mit den Flössen waren. Die Dörfer und die Natur haben dann auch Einiges zu bieten!
(Quelle und weitere Informationen: Tourismus Emmental)
Der Schweizer Alpen-Club
Der Schweizer Alpen-Club (SAC/Club Alpin Suisse, CAS) organisiert regelmässig Wanderungen in diesem Gebiet (und anderswo im Land). Obwohl der Name etwas anderes vermuten lässt, organisiert der SAC nicht nur Skitouren, Bergsteigen und andere Sportarten im Hochgebirge und in den Alpen, sondern auch Wanderungen und weitere Aktivitäten in anderen Regionen.
Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen
Eindrücke aus dem Emmental