Vals und seine Walser, Naturphänomene, Reformationszeit und Mineralquellen
22 September 2024
Lawinen, Überschwemmungen und Bergstürze, im Dorf Vals (Valsertal, Kanton Graubünden) kann man schon seit Jahrhunderten bei dem Thema mitreden. Eine Chronik (die Lawinenchronik) führt seit 1598 genau Buch über solche Naturereignisse.
Die Überschwemmungen von 1868 waren so dramatisch, dass das ganze Dorf daran dachte, nach Amerika auszuwandern! Am 20. Januar 1951 riss eine Schneelawine 19 Einwohner in den Tod. Für die Talbewohner sind solche Ereignisse eine Katastrophe.
Im Schweizerischen Nationalpark im Engadin (Kanton Graubünden) werden solche Ereignisse jedoch nicht als Katastrophen bezeichnet, sondern als Naturphänomene. Schliesslich leben in diesem Park keine Menschen, und Tiere und Pflanzen sprechen gar nicht über sie.
Schon in prähistorischer Zeit hat sich die Natur bemerkbar gemacht. Der Flimser Felssturz ist ein solches Beispiel, das sich vor 10 000 Jahren ereignete. Die Rheinschlucht zwischen Ilanz und Reichenau ist das Ergebnis davon, ein wahres Kunstwerk der Natur. Damals lebten allerdings noch keine Menschen in diesem Gebiet, es war also keine Katastrophe.
Das Dorf Vals gab es damals noch nicht. Der Valserberg war aber seit der römerzeit (und vorher) eine Verbindungsstrasse von Ilanz über den San Bernardinopass ins Tessin. Die erste (romanische) Siedlung entstand erst im 11.. Jahrhundert.
Um 1300 siedelten sich Walser im Dorf an und sie waren bald in der Mehrheit. Das Romanische wich wie im benachbarten Obersaxen der walserischen (deutschen) Sprache.
Die Reformation
Die Reformation führte auch in Vals zu heftigen Debatten und einigen Gewaltausbrüchen. Die Walser wollten mehrheitlich katholisch bleiben. Dies war nach dem Ilanzer Artikel von 1524 und 1526 möglich: Die Einwohner einer Gemeinde wählten ihre Religionszugehörigkeit selbst, es war nicht die Regierung, die darüber bestimmte (in diesem Fall der Graue Bund oder der Freistaat der drei Bünde). Vals blieb, wie die meisten Walserdörfer, katholisch.
Die katholische Kirche St. Peter und Paul
Das Dorf lebte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Der Handel mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten verlief zu jeder Jahreszeit über den Valserberg nach Hinterrhein, Bellinzona und Lugano.
Wie in vielen Orten Graubündens und in anderen Teile der Schweiz veränderten die Mineralquellen und Heilbäder sowie der rasch wachsende Tourismus das Leben dramatisch. Die St.-Peters-Quelle machte das Dorf weltberühmt, und Unternehmen aus anderen Kontinenten zogen ins Tal.
Das Kurhaus Therme mit 60 Betten wurde 1893 errichtet. Am 14. Dezember 1996 öffnete die komplett renovierte Therme Vals ihre Türe. Die Eröffnung des Wasserkraftwerks Zervreila im Jahr 1958 und der Skianlagen in den Jahren 1975 und 1996 sorgten ebenfalls für einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist Vals eines der höchstgelegenen Skigebiete des Kantons.
Vals, rechtsoben die Therme Vals
Eines hat sich jedoch nicht geändert: Das Dorf ist nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Das Postauto oder das eigene Transportmittel führen durch die schöne Landschaft, in der die Zeit stehen geblieben ist und Lawinen, Überschwemmungen und Bergstürze noch immer zu den Naturphänomenen gehören.
(Quelle und weitere informationen: Gemeinde Vals; Museum Gandahus)
Korrektorin: Eva Maria Fahrni
Impressionen von Vals
Brüggastall-Stallgeschichten und die Bibliothek zur glückligen Zukunft
Der Garten
Die Brücke über den Valser Rhein
Die Umgebung
St. Martin