Cressier, St. Martin. Bild/Photo: TES.

Cressier eine katholische Enklave

Cressier ist ein Dorf mit rund 1 900 Einwohnern zwischen dem Neuenburger- und dem Bielersee am Rande des Kanals von Thielle.

Dieser Kanal verbindet beide Seen. Das Dorf unterscheidet sich wirtschaftlich nicht von den umliegenden Dörfern: der Weinbau ist eine wichtige wirtschaftliche Aktivität.

Das Dorf hat eine mittelalterliche Geschichte, die eng mit dem nahe gelegenen Le Landeron verbunden ist.

Die wohlhabenderen Bürger von Le Landeron bauten ihre Häuser in Cressier, das schliesslich eine unabhängige Gemeinde in der Grafschaft Neuenburg wurde.

Die wichtigste politische Entscheidung im Mittelalter war die Vereinbarung zwischen der (letzten) Gräfin von Neuenburg, Isabelle (1335-1395), und der Stadt Soleure im Jahre 1376. Als Mitglied der Eidgenossenschaft würde Soleure zur Zeit der Reformation katholisch und ein treuer Verbündeter Frankreichs bleiben.

Die mächtige Familie Vallier, die 1616 auch das imposante Schloss von Cressier errichten liess (siehe Swiss Spectator 18.09.2020 unter Denkmäler), garantierte sowohl den katholischen Glauben als auch das Verhältnis zum französischen König.

Die Nachfolger dieser Dynastie, die Familie De Roll ab 1716 und De Diesbach ab 1752, würden diese Beziehung mit dem französischen König aufrechterhalten, auch wenn der preussische König ab 1707 Prinz des Territoriums Neuenburg wurde.

Cressier würde ebenfalls eine katholische Enklave im protestantischen Neuenburg bleiben. Davon zeugt noch heute die katholische Kirche St. Martin von 1872. Sie ersetzte die mittelalterliche Kapelle.