Unterseen. Foto/Photo: TES

Interlaken, Kloster Inter lacus, Unterseen und die Jungfrau

Interlaken (Kanton Bern) bedeutet „zwischen den Seen“ und gemeint ist im konkreten Fall die Lage der Ortschaft zwischendem  Brienzer- und dem Thunersee.  Das ist allgemein bekannt. Weit weniger bekannt ist jedoch der ursprüngliche Namensgeber: das Kloster „Inter lacus“. Das Doppelkloster hatte im 14. Jahrhundert eine Männer- und eine Frauensektion mit 300 Nonnen und 40 Mönchen.

Unterseen (rechts) und die Spielmatte, 18. Jahrhundert. Bild: Gemeinde Unterseen

Interlaken liegt nicht nur zwischen zwei Seen, sondern die Aare teilt sich hier, bevor sie als Fluss wieder in den Thunersee mündet. Zwischen den beiden Aarearmen liegt das Inselchen Spielmatte.

Die Aare mündet in den Thunersee, 19. Jahrhundert Bild: Gemeinde Unterseen

Das Kloster Inter lacus

Das Augustinerkloster Inter lacus wurde 1133 von Freiherr Seliger von Oberhofen gegründet.  Das Frauenkloster wurde 1484 aufgehoben, das Männerkloster im Zuge der Reformation 1528.

Die Klosterkirche stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert und wurde  1909 im neugotischen Stil umgebaut. .  In der Folge der Reformation wurde das Kloster zum Regierungssitz des Berner Statthalters und die Anlage war fortan das Schloss des Statthalters. Aus der Klosterkirche wurde eine Schlosskirche.

Diese Kirche wurde dann lange Zeit als Lagerhaus genutzt. Aber auch englische Gäste spielten hier eine Rolle: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche als anglikanische Kirche genutzt.  1909 ging die Kirche in den Besitz der evangelisch-reformierten Kirche von Gsteig-Interlaken über. Ein Jahr zuvor, 1908, war die katholische Kirche erbaut worden

Die katholische Kirche (links)

Die Jungfrau

Die Nonnen gaben einer Schweizer Ikone ihren Namen. Dem Kloster gehörten die Alpweiden bis zu den mächtigen Felsen und den damals noch unzugänglichen Gletschern eines namenlosen Berges. Diese Felsen und Gletscher machten den Berg damals zu einer unerreichbaren und unberührten, ja jungfräulichen Braut, daher der Name Jungfrau.

Am 3. August 1811 erreichten die ersten (Schweizer) Bergsteiger den Gipfel des 4 185 m hohen Berges. Seither ist der Berg nicht mehr unberührt und allein.Ursprünglich war als Endstation von Adolf Guyer-Zellers Jungfraubahn der Gipfel vorgesehen, tatsächliche Endstation ist jedoch  das Jungfraujoch.

 

Unterseen

Unterseen wurde 1279 von Freiherr Berchtold von Eschenbach-Oberhofen gegründet, zunächst als militärischer Stützpunkt der Habsburger, ab 1337 dann zur Verteidigung von Bern. Der Ort entwickelte sich zu einem bedeutenden Handels- und Handwerksort und Umschlagplatz für Waren von Schiffen und Holzflössen aus Bern, dem Haslital, über den Brünigpass zur Waldstätte in der Innerschweiz oder über die Grimsel nach Italien.

Die „Haberdarre“ war der Umschlagplatz für Güter zwischen Thuner- und Brienzersee. Der Name leitet sich von der Trocknung (Darre) des Hafers (Haber) ab.

Im 18. und 19. Jahrhundert übernachteten in der Stadtherberge Unterseen berühmte Gäste, darunter Johann Wolfgang von Goethe (1782-1832) und Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy, besser bekannt als Felix Mendelssohn (1809-1847).

Unterseen und das Kloster Inter lacus waren zunächst die wichtigsten wirtschaftlichen Akteure. Das Kloster betrieb u.a. eine Sägemühle, eine Getreidemühle und eine Wollspinnerei. Das Kloster besass auch das exklusive Fischereirecht in der Aare.  In seiner Blütezeit war es auch der grösste Landbesitzer im Berner Oberland.

Die Mühlen waren jahrhundertelang in Betrieb, ihre Räder wurden von der Wasserkraft der Aare angetrieben. Die Spielmatte war ein wichtiger Standort für diese Mühlen. 1938 wurden die Wasserräder durch elektrisch betriebene Mühlen ersetzt. Wasserkraftwerke erzeugten den Strom. Erst 1996 wurden die Mühlen stillgelegt, das Wasserkraftwerk auf der Spielmatte ist aber immer noch in Betrieb!

Interlaken

Der Schifffahrtskanal von 1892 verbindet den Thunersee mit dem Westbahnhof in Interlaken, der vor allem durch den Tourismus florierte. Insbesondere englische Touristen hatten ihren Weg nach Interlaken und in die Jungfrauregion gefunden. Der Ort erhielt einen mondänen Charakter mit Grand Hotels, Stadtpalästen, breiten Boulevards und Strassen, elektrischer Beleuchtung und Brücken über die Aare.

Hotel Harder Kulm

Villa rosa

Grand Hotel Victoria Jungfrau 

Die Fussgängerbrücke Goldey über die Aare verbindet seit 1900 Unterseen mit Interlaken und vor allem mit dem Kurhaus. Das Kurhaus öffnete am 20. Juli 1859 seine Pforten mit dem Ziel: „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Eine Molkekuranstalt sorgte für den Körper, das Casino für das Adrenalin und das Kurorchester für den harmonischen Geist. Das Kurhaus war von Anfang an das kulturelle und gesellschaftliche Zentrum Interlakens.

Der Neuenburger Architekt Paul Bouvier (1857-1940) baute die Anlage zu einem Konzert-, Spiel- und Theatersaal im Park um. Heute ist das Kurhaus ein weltbekanntes Kultur- und Kongresszentrum, zu dem auch die „Interlaken Classics“ gehören.

Der indische Filmregisseur Yash Chopra (1932-2012), Ehrenbürger der Stadt, ist als Statue im Park verewigt, weil er zahlreiche Filme in Interlaken gedreht hat.

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Das Schloss (das ehemalige Kloster Inter lacus)

Die Schlosskirche

Die Propstei