Die Abtei St. Blasien, Ihre Dom, Glasherstellung und der Klosterweg
4 November 2024
Die Abtei St. Blasien (Baden-Württemberg) im Naturpark Südschwarzwald und dem Albsteig wurde im 11. Jahrhundert gegründet. Eine Urkunde des Klosters Rheinau nahe Schaffhausen aus dem 8. Jahrhundert berichtet von einer Gemeinschaft von Mönchen an diesem Ort im Albtal.
Die Benediktinerabtei war dem heiligen Blasius (316 getötet), einem Märtyrer aus Armenien, geweiht. Die Abtei Cluny übernahm das Kloster im 11. Jahrhundert und errichtete die erste grosse Steinkirche auf den Fundamenten des alten Münsters aus dem 9. oder 10. Jahrhundert.
Der Abt Martin II. Gerbert
In den folgenden Jahrhunderten wurde der Komplex weiter ausgebaut. Romanische, gotische und barocke Neuerungen, Erweiterungen und Stile wechselten einander ab. Ein Brand im Jahr 1768 zerstörte dann die Kirche, die dann um 1783 wie Phönix aus der Asche als überwältigende Kuppelkirche nach dem Vorbild der Marienkirche, dem Pantheon in Rom auferstand.
Der Fürstabt (Abt und Fürst des Heiligen Römischen Reiches) Martin II. Gerbert (1729-1793) war der Bauherr. Er war ein Mann zwischen Barock und Aufklärung und die neue Kuppelkirche zeigt Merkmale aus beiden Epochen.
Als Vorbild diente nicht nur Rom, sondern auch die Kirchen von Saint-Geneviève, Saint-Sulpice und Val-de-Grâce sowie der Baustil des Dôme des Invalides in Paris. So wuchs die kleine Anlage im Schwarzwald, unweit der Wiese- und Albquelle am Feldberg, zu einem der grössten Dome Europas heran. Die hohe Brunnenfigur des St. Blasius mit Blick auf den Dom schaut seit 1716 vom Marktplatz zu.
Doch 1806 wurde das Kloster aufgelöst und der stolze Dom zur Pfarrkirche degradiert. Zu allem Übel wurde diese Pfarrkirche mit einer der grössten Kuppeln Europas 1874 völlig zerstört.
Der Wiederaufbau der Kuppelkirche erfolgte im Jahr 1913. In den 1970er und 1980er Jahren fand eine gründliche Renovierung statt, um den Dom und seine Innenausstattung von 1783 mit seinem Narthex, denLauben und den dorischen Säulen so weit wie möglich wiederherzustellen.
Die Rotunde und ihre klassizistische Architektur, die Ausschmückung mit spätbarocken Elementen (u. a. Gemälde in der Kuppel und an den Chorbögen), die vier grossen Fenster, die ionischen und korinthischen Säulen und die Einfachheit der Rundkirche zeigen den Zeitgeist von 1783 in diesem Teil Deutschlands.
Der Mönchschor mit seinem hölzernen Chorgestühl war das letzte Stück der Renovierung von 1983, die gerade rechtzeitig zum 200. Jubiläumsfest der Domweihe fertiggestellt wurde.
Die Kuppel hat einen Durchmesser von 36 Metern und eine Höhe von 32 Metern. Die Innenkuppel ist 18 Meter hoch, während die Aussenkuppel 14 Meter misst. Die Säulen, die die Kuppel tragen, sind 18 Meter hoch. Die Gesamthöhe des Gebäudes beträgt 62 Meter. Die erste Holzkonstruktion der Kuppel, die 1874 zerstört wurde, wurde 1913 durch eine Stahlkuppel ersetzt.
Der Abt Martin II. Gerbert sah sich bereits 1783 der Kritik seiner Zeitgenossen ausgesetzt, die seine Kuppelkirche für ein grössenwahnsinniges Projekt hielten. Er konterte dies mit den Worten:
„Wenn schon die Mächtigen der Welt ihre Prunkschlösser und ihre Paläste bauen, sei doch wohl dem majestätischen Herrn und Gott ein glanzvolles Haus angemessen“.
Der majestätische Anblick des Domes und ehemaligen Klosterkomplexes ist unter dem wachsamen Auge des heiligen Blasius immer noch vorhanden. Mit der grossen weltlichen Macht und den weit verstreuten Ländereien, anderen Besitztümern und politischen Beziehungen in Baden, Österreich und in der Schweiz war es jedoch nach 1806 Schluss. Nur der Klosterweg zeigt heute die damalige Beziehungen in der Region.
Die Glasherstellung
Der professionelle Glasträger tauchte erstmals in den Quellen des 16. Jahrhunderts auf. Er war unentbehrlich in der Produktionskette. Bild: Gemeinde St. Blasien. Foto: TES
Die Glasherstellung in den Glashütten war damals eine Wichtige Industrie der Abtei. Die Gründungen der St. Blasianischen Glashütten, ihre Standorte und Betriebszeiten waren:
1480-1515 Bernau am Todtmooserweg
1516-1567 Glashof St. Blasien
1560-1587 Bernau am Rechberg
1579-1684 Blasiwald Habsmoos
1597-1684 Blasiwald Munchenland ob Neuhäuser Bach
1611-1716 Grünwald bei Kappel
1622-1684 Blasiwald Schmalzberg Althütte
1684-1712 Glashütte am oberen Windbergbach
1716-1878 Glashütte Äule
Ein Eindrück aus einer Glashütte. Bild: Gemeinde St. Blasien. Foto: TES
(Quelle und weitere Informationen: J. Adamek, St. Blasien: Kirche-Kloster-Kolleg, St. Blasien, 1992)
Weitere Eindrücke