Evian. la Source Cachat Foto/Photo: TES

Evian und Vevey als Protagonisten von Verflechtungen in der Genferseeregion

Politisch, sprachlich, wirtschaftlich und kulturell war das Genferseegebiet seit jeher eine Region  intensiver gegenseitiger Kontakte: Die Bischöfe von Genf, die Stadt Genf, Äbte, Grafen und Herzöge von Savoyen, Könige des Königreichs Piemont-Savoyen und Frankreichs, die Eidgenossenschaft, die Waadt, das Wallis und andere Akteure bestimmten bis 1798 Politik, Handel, Krieg und Frieden.

Das politische Schicksal hat Chablais, Evian, Waadt und Vevey nur für kurze Zeit zwischen 1536 und 1567 und zwischen 1798 und 1813 zusammengeführt. Der Genfersee ist jedoch seit der Römerzeit das verbindende Element.

Aix-les-Bains, 1000 Jahre Dynastie von Savoyen (1003-2003)

Im Jahr 1536 eroberte Bern nicht nur die Waadt und regierte sie bis 1798. In jenem Jahr eroberte Bern zusammen mit der Republik der Sieben (Oberwallis) auch das Chablais vom Herzogtum Savoyen, darunter Thonon und Evian. Zuvor hatte Bern bereits das heutige Chablais-Vaudois/Waadtländer Chablais erobert.

 Die Abtei Hautecombe (12. Jahrhundert) am Lac du Bourget gegenüber der Stadt Aix-les-Bains. Aus dem 12. Jahrhundert, letzte Ruhestätte der Savoyer Dynastie. Auch der letzte italienische König Umberto II. (1904-1983), ein direkter Nachfahre der Familie, wurde 1983 hier beigesetzt, ebenso wie seine Frau Marie-Josée von Belgien (1906-2001) im Jahr 2001.

Bern herrschte für kurze Zeit über Thonon, die Republik der Sieben Zenden über Evian. Der Lausanner Vertrag (1567) und der Vertrag von Thonon (1569) legten jedoch die Rückkehr zu Savoyen und die Grenze bei St. Gingolph fest .

Die Abtei Hautecombe (12. Jahrhundert) am lac du Bourget. Seit dem 12. Jahrhundert die letzte Ruhestätte der Dynastie der Savoyer. Der letzte italienische König Umberto II. (1904-1983), ein direkter Nachkomme der Familie, wurde 1983 hier beigesetzt, ebenso wie seine Frau Marie-Josée von Belgien (1906-2001) im Jahr 2001. Am gegenüberliegenden Ufer liegt die Stadt Aix-les-Bains.

Savoyen war jahrhundertelang eine Grafschaft und seit 1416 ein Herzogtum. 1720 wurde es zum Hauptgebiet des Königreichs Piemont-Savoyen (oder Königreich Sardinien) mit Turin als Hauptstadt.

Im Jahr 1796 besiegte Napoleon dieses Königreich und der Vertrag von Paris (15. Mai 1796) machte Savoyen zu einem Teil Frankreichs. 1798 gründete Napoleon den Einheitsstaat der Helvetischen Republik (1798-1803) mit dem Kanton Léman als Distrikt und 1803 den souveränen Kanton Waadt in der neuen Eidgenossenschaft (1803-1813).

Savoyen wurde von Frankreich annektiert und in das Departement du Mont-Blanc eingegliedert. Der Wiener Kongress (1814/15) stellte jedoch die alte Ordnung, das Ancien Régime, weitgehend wieder her, zumindest was das Königreich Piemont-Savoyen betraf, das Savoyen zurückerhielt. Der Kanton Waadt hingegen behielt seinen Status und blieb auch in der neuen Eidgenossenschaft von 1815 ein souveräner Kanton.

Thonon, die französische Grenze und der französische Zoll ab 1860

Das Königreich Piemont-Savoyen wurde 1860 endgültig aufgeteilt: Sardinien und der östliche Teil (einschliesslich Piemont und Aosta) gingen an Italien, der übrige Teil (einschliesslich Savoyen) an Frankreich (nach einer Volksabstimmung).

Aix-les-Bains, 150 Jahre (1860-2010) Beitritt von Savoyen zu Frankreich (damals ein Kaiserreich, 1851-1871)

Evian ist auch der Ort des berühmten Mineralwassers, Gabriel Cachat entdeckte im Jahr 1789 die wohltuende Wirkung des Quellwassers und Evian wurde bald zu einem berühmten Ort für die „beau monde“. La source Cachat ist eine der berühmtesten Quellen der Stadt.

Maurice Denuzière (1926) zitiert in seinem Vorwort zu seinem Buch „Helvétie“ (1992) Charles-Ferdinand Ramuz (1878-1947) treffend:

Rappelons-nous le rôle, dit historique, qu’on prétait, placés comme nous sommes entre trois grands pays, c’est à dire entre trois cultures, de leur servir d’intermédiaire, d’opérer des rapprochements et, jetant au creuset l’apport de ces divers métaux, d’aboutir, j’imagine, à une sort d’alliage. Ça s’appelait l’esprit européen“.

Der Roman Helvétie thematisiert die Verflechtungen und Beziehungen am Lac Léman in der Zeit von 1800-1819, mit Vevey als Protagonist.

Die Beziehungen zwischen Vevey und Evian sind seit jeher intensiv. Handel, Weinbau, Schifffahrt, Schiffbau, Kurhäuser und Badeanstalten sowie Tourismus an beiden Ufern des Sees zeugen von jahrhundertealten Beziehungen.

Hafen von Evian (oben) und Musée des Traditions et des Barques du Léman in Saint-Gingolph (unten), Schiffsbauart des Genfersees

Dieses Buch thematisiert die Verflechtungen und Beziehungen am Lac Léman in der Zeit von 1800-1819 mit Vevey und seinen Bewohnern als Protagonisten. Ein faszinierender Roman über die Ursprünge des Kantons Waadt und seine regionalen Beziehungen rund um 1800-1819.

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Eindrücke aus dem alten Badeort Aix-les-Bains

 

Letzte Überreste der römischen Vergangenheit

Lac du Bourget

Impressionen von Evian