The Archaeological Museum Bibracte. Photo: TES.

Bibracte und die Schweiz

Ein besonderes Ereignis, vielleicht einer der wichtigsten Momente in der Schweizer Geschichte, fand 58 v. Chr. statt, als die keltischen Stämme der Helvetier und Rauriker, die das Gebiet von Basel, den Jura und das Schweizer Mittelland bewohnten, nach Gallien auswanderten.

Schätzungsweise 300’000 Männer, Frauen und Kinder zogen umher und liessen ihre Siedlungen verbrannt zurück. Überfälle und Bedrohungen durch germanische Stämme zwangen sie, nach Westen zu ziehen. Caesar (Statthalter von Gallia Narbonensis) gewann 58 v. Chr. eine entscheidende Schlacht bei Bibrace (Mont-Beuvray) in der Nähe von Autun (Frankreich).

Dieser Kampf zwischen den römischen und keltischen Stämmen wird in De Gallo Bellico (Julius Caesar) erwähnt. Bibracte war die Hauptstadt des Aedui-Stammes.

Caesar schickte die Überlebenden in ihr Schweizer Territorium zurück, um das Vakuum zu füllen und die Ankunft der germanischen Stämme zu verhindern.

Caesar besetzte dieses Gebiet nicht, aber er machte die Helvetier und andere Stämme zu Verbündeten (Foederati) und gründete sogar zwei römische Kolonien. (Die Colonia Iulia Equestris (Nyon), auf dem Gebiet der Helvetii, und Colonia Augusta Raurica (Augst), auf dem Gebiet der Rauraci).

Diese Städte wurden zu wichtigen Zentren der Romanisierung, nachdem dieses Gebiet nach 15-13 v. Chr. Teil des Römischen Reiches wurde. Nyon blieb das ganze Mittelalter eine kleine Stadt, Augst wurde zu einem kleinen Fischerdorf, Basel wurde aber regionale (und bischöfliche) Hauptstadt.

Das Schicksal von Bibracte war noch unklar. Das Andenken an die Stadt ist seit Jahrhunderten verloren, mit Ausnahme der ausdrücklichen Erwähnung von Caesar in seinem Gallo Bellico. Man dachte, dass Autun Bibracte sei.

Bibracte ist etwa 25 km entfernt und wurde bald nach 20 v. Chr. verlassen. Autun wurde in den ersten Jahren des Augustregimes, etwa 20 v. Chr., ex novo gegründet. Die Stadt wurde Augustodunum genannt. Es war die Hauptstadt der civitas oder des Volkes von Aedui.

Die Kelten sind bekannt für ihr befestigtes Oppidum oder ihre Stadt, so auch Bibracte, auf Hügeln. Die Römer aber hatten andere Ideen und gründeten Städte an den Kreuzungen von Hauptstrassen oder Wasserstraßen in einer Ebene. So entstand die Stadt Autun.

Die ersten Ausgrabungen der Anlage begannen 1864, nachdem ein Gelehrter (Jacques-Gabriel Bulliot, 1817-1902) herausfand, dass Autun und Bibracte verschiedene Städte waren.

Der Mont Beuvray ist heute Sitz eines grossen europäischen archäologischen Zentrums und eines Museums (www.bibracte.fr).

(Quelle: D. Tabary, Bibracte – Mont Beuvray, Langres, 2016).

Korrektorin: Carolina Bearth