Das Fürstbistum Basel nach 1813
16 November 2022
Das Fürstbistum Basel hat in den letzten fünfhundert Jahren zwei grosse Revolutionen erlebt. Der Titel Fürstbistum ist eine Folge des Status dieses Bischofs im Heiligen Römischen Reich, zu dem er gehörte. Der Bischof hatte den hohen Status eines Reichsfürsten. In der Hierarchie stand er also über den Herzögen und Grafen.
Die Reformation
Die erste grosse Umwälzung, die Reformation in den Jahren 1527-1529, führte zur Flucht des Bischofs nach Pruntrut. Die Kathedrale in Basel (das Münster) wurde evangelisch-lutherisch. Der für die damalige Zeit tolerante Katholik Erasmus fand dort 1536 jedoch sein Grab.
1792-1815
Die zweite Krise hat das Fürstbistum jedoch nicht überlebt. Die französischen Revolutionstruppen besetzten 1792 den nördlichen katholischen Teil des Bistums. und schloss ihn an Frankreich an (im Departement Mont-Terrible).
Der südliche protestantische Teil (der französischsprachige Teil von Bern, Birseck und Laufen in der heutigen Basel-Landschaft) stand unter dem Schutz der Eidgenossenschaft (vor allem Bern und Solothurn) und sollte erst Ende 1797, kurz vor dem französischen Einmarsch in die Eidgenossenschaft 1798, besetzt werden.
Das Fürstentum wurde 1803 formell aufgelöst, so wie Napoleon 1806 das Heilige Römische Reich auflöste und in neue politische Einheiten teilte. Das Gebiet des ehemaligen Fürstentums gehörte ab 1800 zum Departement Haut-Rhin.
Die französische Periode endete mit dem Eintritt der österreichischen Truppen im Dezember 1813. Danach wurde das Gebiet des ehemaligen Fürstbistums zum Schauplatz von Kontroversen.
Bild: Wikipedia
1814-1815 und das Wiener Kongress
Die Kantone Bern und Basel wollten das Gebiet unter sich aufteilen. Auch die Stadt Biel strebte einen eigenen Kanton mit einem Teil dieses Gebietes an.
Das Fürstentum Neuenburg, das formell dem König von Preussen (seit 1707 bis 1857 !) gehörte, aber 1815 auch der Eidgenossenschaft als Kanton beigetreten war, beanspruchte auch einige Gebiete.
Es gab auch Pläne für einen neuen Kanton für das Fürstbistum. An sich keine schlechte Idee. Schliesslich hatte die Grafschaft Montbéliard den gleichen (nicht erfüllten) Wunsch.
Im katholischen Nordteil gab es Befürworter des Anschlusses an Frankreich, vor allem in den Städten Pruntrut und Delberg.
Diese Schweizer Interessen waren jedoch für Preussen, England, Österreich und Russland bei der Wiederherstellung der europäischen Ordnung (Wiener Kongress 1814-1815) und der Machtverhältnisse von geringer Bedeutung.
Der Ausgangspunkt war es, den französischen Expansionsdrang zu bremsen. Die Königreiche Sardinien-Savoyen, die Niederlande und die Ausdehnung des preussischen Gebietes am Rheinufer waren die Folge.
Die Schweiz wurde jedoch nicht zu einem Königreich, sondern zu einer neutralen Republik mit unabhängigen Kantonen. Dieses Land musste militärisch so stark wie möglich sein, um seinen französischen Nachbarn zu bändigen.
Aus diesem Grund wurden dem neuen Kanton Genf auch einige französische Gebiete zugewiesen. Diese Aussengrenzen der Schweiz wurden nach 1815 nicht mehr verändert. Aus strategischer Sicht mussten der Jura und seine Pässe von der Schweiz kontrolliert werden, vom militärisch, politisch und wirtschaftlich stärksten Kanton Bern.
Zudem musste Bern für den Verlust der seit dem 15. und 16. Jahrhundert von ihm regierten und zu unabhängigen Kantonen gewordenen Gebiete Aargau und Waadt entschädigt werden.
Basel erhielt das Birseck. Laufen wurde ebenfalls Bern zugeteilt. Neuenburg übernahm die Kontrolle über Lignières.
Dies wurde zur Zeit und als Folge des Wiener Kongresses 1814-1815 (20. März 1815) und der (Friedensverträge von Paris (30. Mai 1814) und Turin (16. März 1816) beschlossen.
In der Schweiz war das Ergebnis jedenfalls nicht nachhaltig. In den Jahren 1832-1833 trennten sich Kanton Basel-Landschaft und das Birseck von Basel-Stadt.
Basel, die Freie Strasse
Delémont, Musée d’art et d’histoire
1979-2021
1979 wurde der Jura ein neuer Kanton und trennte sich von Bern. Laufen tauschte 1994 Kanton Bern gegen Kanton Basel-Landschaft.
Die Gegensätze von 1813-1815 sind jedoch noch immer lebendig, auch in Moutiers, wo ein bedeutender Teil der Bevölkerung den Anschluss an den Kanton Jura anstrebt. Eine diesbezügliche Volksabstimmung ist in 2021 (erneut) mit knapper Mehrheit für den Beitritt zum Kanton Jura durchgeführt.
(Quelle: J.-C. Rebetez, D. Bregnard (Hrsg.), De la crosse à la croix. L’ancien évêché de Bâle devient suisse, Neuenburg 2018).
Korrektorin: Melinda Fechner