Maloja Palace, Maloja. Foto/Photo: TES.

Der Maloja Palast

Die Zeit der Grand-Hotels führte auch zu ehrgeizigen oder nie realisierten Projekten. Ein Beispiel für Letzteres ist das Grand Palace in Riom (Kanton Graubünden). Andere Komplexe wurden gebaut, mussten aber bald finanzielle Rückschläge hinnehmen.

Als bekanntes Beispiel für ein finanziell nicht erfolgreiches Projekt sei  der Maloja-Palast erwähnt. Das  Hôtel-Kursaal de la Maloja (heute heisst das Hotel Maloja Palace) steht zwischen Bergell und Oberengadin und unweit von St. Moritz.

Das Hotel wurde vom belgischen Grafen Camille de Renesse (1836-1904) erbaut. Der Graf fasste diesen Plan, nachdem er St. Moritz 1880 besucht hatte. Zu dieser Zeit war St. Moritz bereits ein Dorf mit Grand-Hotels und Badehäusern.

Der Graf wollte sein eigenes Grand-Hotel und kaufte von Familie Giacometti ein Stück Land in Maloja am westlichen Ende des Silsersees. Giovanni Giacometti (1868-1933) malte das Hotel im Jahr 1899. Dieses Gemälde hängt heute im Hotel Schweizerhaus in Maloja.

Der Graf hatte grosse Ambitionen: Auf dem Grundstück sollten ein Villenpark, ein Casino, ein Golfplatz und Restaurants entstehen, zwei Kirchen, ein Schwimmbad, ein Tennisplatz sowie eine Eisbahn und eine Sprungschanze für den Wintersport.

Ausserdem plante er den Bau einer Eisenbahnlinie und eines Bahnhofs in Maloja (die nicht realisiert wurden) und die Renovation des (mittelalterlichen) Schlosses Belvedere (1903 teilweise fertiggestellt) und er kaufte zwei Dampfer für den Silsersee.

Das Hotel mit seiner 200 Meter hohen Fassade war damals das zweitgrösste Gebäude der Schweiz (nach der ETH in Zürich). Der belgische Architekt Jules Rau (1854-1919) stellte das Projekt in nur 15 Monaten fertig.

Die Eröffnung fand am 1. Juli 1884 statt. Es fehlte an nichts: 300 Zimmer mit 450 Betten, beheizte Säle mit einem ausgeklügelten Warmluftsystem, elektrisches Licht, ein Speisesaal für 300 Gäste und eine prächtige Innenausstattung, ein Raucherzimmer, eine Bibliothek, ein Konversationszimmer, (Bechstein-)Klaviere, ein Pferdeomnibus für den Transport der Gäste (von St. Moritz nach Maloja und umgekehrt), Galerien und eine Dachplattform mit herrlichem Blick auf die (Berg-)Landschaft sowie Anlegestellen am See für Ausflugsboote und die Dampfschiffe.

Fünf Monate nach der Eröffnung war das Hotel bankrott. Eine Choleraepidemie, der Tod der Gräfin Malvina de Kerckove von Denterghem (1846-1884), das Casino-Verbot, die Tatsache, dass die Eisenbahnlinie nicht hatte gebaut werden können und eine starke Überschuldung haben den Konkurs am 3. Januar 1885 verursacht.

Das Hotel wechselte bis 1934 mehrmals den Besitzer und wurde dann zur Residenz der Schweizer Armee und von 1962 bis 1980 zu einem Sommerhaus für (belgische) Kinder.

Nach einem weiteren Handwechsel wurde das Hotel Maloja Palace im Jahr 2009 nach jahrelanger Renovierung wieder eröffnet. Das Schloss Belvedere ist teilweise abgebrannt. Der Schlossturm befindet sich im Besitz der Stiftung Pro Natura.

(Quelle: P. Bröckli, Bis zum Tod der Gräfin. Das Drama um den Hotelpalast des Grafen Renesse in Majola, Zürich 1998; www.malojapalace.com).

Korrektorin: Eva Maria Fahrni