Das erste Kartäuserkloster in der Schweiz
26 Januar 2025
Die Schweiz ist nicht nur das Land der Reformatoren Johannes Calvin, Ulrich Zwingli, Guillaume Farel und Johannes Oekolampad, sondern beherbergte bis zur Reformation auch zahlreiche Klöster verschiedener Mönchsorden.
Obwohl die meisten Klöster kurz nach der Reformation (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts) oder in den folgenden Jahrhunderten aufgehoben wurden und teilweise von der Bildfläche verschwanden, gibt es immer noch funktionierende Klöster, wie z.B. St. Johann in St. Müstair (Kanton Graubünden), Einsiedeln (Kanton Schwytz), Maria-Rickenbach (Kanton Nidwalden) Mariastein (Kanton Solothurn), oder Bigorio (Kanton Tessin).
Eines der am wenigsten bekannten Klöster des Landes wurde vor Jahrhunderten aufgelöst. Von der grossen Anlage sind nur noch die Grundmauern erkennbar. Das Kartäuserkloster Notre-Dame d’Oujon in Arzier (Kanton Waadt) bei Nyon wurde 1146 von Ludwig, dem Herrn von Mont bei Rolle, gegründet. Es war das erste Kartäuserkloster auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Der Orden der Kartäuser (Chartreuse) wurde 1084 in Frankreich gegründet.
Die Absicht seines Gründers, Bruno von Köln (der Heilige Bruno), war es, zu den Grundsätzen des wahren Glaubens zurückzukehren, fernab von weltlichen Verlockungen. Auch dieses Kloster wurde damals weit weg von der bewohnten Welt in 1050 Metern Höhe in den Bergen des Jura errichtet.
Die Mönche haben das Gebiet in kürzester Zeit kultiviert. Bis zu seiner Auflösung im Jahr 1536 erwarb das Kloster viel Land und anderes Eigentum. Die Eroberung des Waadtlandes durch das protestantische Bern im Jahr 1536 markierte jedoch das Ende der fast vier Jahrhunderte Klostergeschichte.
Nach 1536 wurde das Kloster aufgegeben. Die Ruinen vermitteln jedoch einen Eindruck von der Grösse des Komplexes. Die Konturen der spezifischen architektonischen Merkmale von Kartäuserklöstern sind ebenfalls sichtbar. In der Nähe befinden sich auch Ruinen und Fundamente anderer Gebäude des Klosters.
(Quelle: L. Auberson, L´ancienne chartreuse Notre-Dame d´Oujon, Bern, GSK, 1995)
Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen