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Die geträumte Stadt Basel

Disponible en anglais, allemand et néerlandais.

Cees Nooteboom schrieb (Die Dame mit dem Einhorn. Europäische reisen, Frankfurt am Main 1997):

“Denn woraus besteht eine Stadt ? Aus allem, was in ihr gesagt, geträumt, zerstört, geschehen ist. Aus dem Gebauten, dem Verschwundenen, dem Geträumten, das nie realisert wurde. Die Stadt is ein Buch, der Spaziergänger sein leser. Er kann auf jeder beliebigen Seite beginnen, vor- und zurückgehen in Raum und Zeit”.

Die Ausstellung Die geträumte Stadt geht visionären Ideen nach, unabhängig davon, ob sie realisiert wurden oder (noch) nicht.

Der Raum Die visionäre Stadt stellt drei städtebauliche Visionen für Basel vor, die Räume Die hohe Stadt und Die wachsende Stadt sind dem Wachstum der Stadt in die Höhe und die Weite gewidmet, der Raum Die geerbte Stadt handelt vom Umgang mit der Altstadt, der Raum Die Kunst Stadt schildert die Geschichte des Basler Kunstmuseums, und der Raum Die kreative Stadt soll die Besucher*innen dazu inspirieren, eigene Träume von Stadt zu entwickeln.

Der Titel lässt zwei Interpretationen zu. Ein Traum kann eine Vision sein, die nie verwirklicht wird, oder er kann ein Traum ((oder ein Albtraum) sein, der Wirklichkeit ist.

Beide Möglichkeiten gelten für Basel und wahrscheinlich für jede Stadt. Auch der konstante Faktor der Stadt, der Rhein, war nicht vor Träumen gefeit. Im Jahr 1932 gab es einen konkreten Plan, den Fluss um die Stadt herum umzuleiten und das frei werdende Land zu bebauen.

Dazu kam es zwar nicht, aber ein Teil des Plans wird in anderer Form verwirklicht. Ausserdem war es kein unrealistischer Plan. Die realisierte Juragewässerkorrektion (siehe Swiss Spectator am 16. Juni 2020) von 1868-1891, die teilweise realisierte Verbindung des Rheins mit dem Genfersee (Swiss Spectator, am 9. Januar 2022) und der nicht realisierte Schifffahrtsweg über den Gotthard (La Via d’Acqua transalpina, Swiss Spectator am 22. März 2021) zeigen die (Un-)Möglichkeiten.

Ausserdem verbindet der Rhein die Schweiz mit den Niederlanden und indirekt Basel mit Amsterdam. Auch in Basel gab es in den 1950-60er Jahren fortgeschrittene Pläne für eine Autobahn mitten durch die Altstadt, die sogar beim Hotel Les Trois Rois umgesetzt wurden.

In Amsterdam wollten die Behörden die Grachten zu schütten und auch eine Autobahn quer durch die Stadt bauen. Sogar das Rembrandt-Haus in der Jodenbreestraat wurde fast abgerissen. Eine Gedenktafel gegenüber dem Rembrandthuis zeigt, wo der Abriss des alten Stadtzentrums endete.

Der Unterschied besteht darin, dass in Amsterdam die Gewalt von Aktivisten den Bau verhinderte, während in Basel ein Referendum für und von den Einwohnern durchgeführt wurde.

Doch zum Glück sind nicht alle Träume Albträume.  In Basel und seinen weltberühmten Architekturbüros wurden verschiedene Projekte realisiert, und mit Erfolg.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte von 150 Jahren Plänen, Entwürfen, Ablehnungen, Misserfolgen, Erfolgen, Volksabstimmungen und realisierten und nicht realisierten Bauprojekten, von Hochhäusern und Flachbauten, Bürokomplexen, Museen und anderen öffentlichen Gebäuden.

Der mittelalterliche Stadtkern ist auf dem Münster, dem Spalenberg, dem Gebiet um die Leonhardskirche und St. Alban noch weitgehend intakt. Das erste Hochhaus der Stadt war die Kathedrale, das jüngste Hochhaus ist der zweite Roche-Turm.

Die beiden Türme von Roche sind jedoch selten auf Postkarten oder in Kombination mit den Türmen der Kathedrale (1500 nach dem Erdbeben von 1356 wieder errichtet) zu sehen, obwohl beide etwas gemeinsam haben:

Die beiden Roche-Türme (2015 und 2020 errichtet) sind wie die Türme der Kathedrale ungleich hoch. Roche hingegen wird in einigen Jahren seinen dritten Turm bekommen, die Kathedrale sicher nicht.

(Quelle und weitere Informationen: www.mkk.ch).

Korrektorin: Melinda Fechner