Basel, ein Vicus ohne Name
13 Dezember 2021
Nach dem Sieg Julius Cäsars (100 -44 v. Chr.) über den Keltenführer Vercingetorix bei Alesia im Jahr 52 v. Chr. kam Gallien, mehr oder weniger das heutige Frankreich, unter römische Herrschaft.
Auch die westlichen und nordwestlichen Teile der heutigen Schweiz gerieten direkt unter den Einfluss der römischen Republik. Die keltischen Stämme waren Verbündete (foederati). Genf (Genava) war sogar schon 122 v. Chr. Teil der römischen Provinz Gallia narbonensis.
Ausserdem gründeten die Römer zwei Coloniae, nämlich das heutige Nyon (Colonia Iulia Equestris) und das heutige Augst/Kaiseraugst (Colonia Augusta Rauracorum) um 44 v. Chr. Dies war wiederum eine Folge der Niederlage dieser Kelten im Jahr 58 v. Chr.
Caesar besiegte sie bei Bibracte in der Nähe von Autun (Frankreich). Er gründete (als eine seiner letzten Handlungen) diese beiden Kolonien als Bollwerke gegen die germanischen Stämme.
In den Jahren 15-13 v. Chr. eroberten die Römer schliesslich das gesamte Gebiet der heutigen Schweiz. Eine Zeit lang war der Rhein die natürliche Grenze des Römischen Reiches.
Der Münsterhügel (und der Murus gallicus) rechts, und die Siedlung bei der Alte Gasfabrik/ Novartis heutezutage, links, zwei keltische Siedlungen vor der römischen Eroberung. Bild: Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Unter der Herrschaft von Augustus (Kaiser von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) wurde das Gebiet um Basel Teil der Gallia Belgica, das sich vom heutigen Belgien und Ostfrankreich entlang des Oberrheins bis zum Genfersee (lacus Lemanus) erstreckte.
Die Römer gründeten zahlreiche neue Städte wie Avenches (Aventicum), Siedlungen wie Baden (Aquae Helveticae) oder Soldatenlager, unter anderem in Windisch (Vindonissa).
Die Romanisierung, die kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die bereits einige Jahrzehnte zuvor begonnen hatten, beschleunigten sich mit der Integration der keltischen Gebiete in das Römische Reich.
Im heutigen Basel war diese Romanisierung noch nicht unmittelbar spürbar. Es gab zwar eine keltische Siedlung auf dem Hügel des heutigen Münsters, aber sie lag im Schatten der römischen Stadt Augusta Raurica.
Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) ordnete das Reich neu, und die Region um Basel am Rheinknie wurde Teil der römischen Provinz Germania Superior. Diese Provinz erstreckte sich über das Elsass, die Nordschweiz, den Schwarzwald und die Gebiete zwischen Rhein, Donau und Main.
Die kleine Siedlung taucht jedoch in den römischen Quellen nicht auf. Selbst auf der detaillierten römischen Strassenkarte, der Tabula Peutingeriana, der Peutinger-Karte nach einer Kopie aus dem Mittelalter, wird Basel nicht erwähnt.
Es war ein vicus sine nomine, eine (romanisierte) Siedlung ohne Namen. Die Herkunft des Namens Basel ist auch Gegenstand von Debatten. Sehr wahrscheinlich ist Ursprung des Namens keltisch.
Erst im vierten fünften Jahrhundert taucht der Name Basilia auf. Dies hängt mit dem Zerfall des Römischen Reiches, den Alemanneneinfällen und dem Aufkommen des Christentums zusammen.
Der Bischof hatte im vierten oder fünften Jahrhundert seinen Sitz in Augusta Raurica. Im Laufe des sechsten Jahrhunderts nahm er jedoch Zuflucht in Basilia auf dem relativ gut verteidigigungsfähigen Hügel am Münster.
Bedeutung erlangte Basel als Bischofsstadt aber erst in der Zeit Karls des Grossen (748-814) und vor allem nach der Eingliederung in das Heilige Römische Reich nach 1032.
Die Kaiser des Heilige Römische Reiches machten Basel zu einem wichtigen religiösen und administrativen Zentrum. Der Bau des Münsters im 11. Jahrhundert zeugt davon. Der Bischof war ein mächtiger Fürst im Heiligen Römischen Reich.
(Quelle: A. Hagendorn, ‘De la frontière à l’arrière-pays: la naissance d’un vicus’, dans Archéologie Suisse, Bâle, 2015)