Pruntrut und der Bischof
10 April 2023
Pruntrut (Porrentruy auf Französisch, Kanton Jura) war lange Zeit der Sitz des Bischofs von Basel, nachdem dieser während der Reformation 1529 das Münster verlassen hatte. Der grosse Bischofskomplex in Pruntrut zeugt noch heute von dieser Zeit. Das Wappen des Kantons zeigt den roten Bischofsstab.
Der Bischof, auch Fürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, daher die offizielle Bezeichnung Fürstbischof, residierte bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1792 in Pruntrut.
Die französischen Revolutionäre annektierten dieses Gebiet des Fürstbistums und nannten es zunächst die Raurakische Republik (la République rauracienne) und ab 1793 Département Mont-Terrible. Nach der französischen Annexion des verbliebenen Teils des Fürstentums 1797 wurde das Gebiet des gesamten Fürstentums Basel 1800 Teil des Départements Haut-Rhin.
Nach der Niederlage Napoleons im Jahr 1815 wurde der grösste Teil des ehemaligen Fürstentums Basel, darunter auch Pruntrut, dem Kanton Bern zugeteilt. Seit 1979 gehört die Stadt zum Kanton Jura.
Der Bischof kehrte nach 1792 nicht mehr zurück. Die Domherren und das Kapitel hatten übrigens seit 1678 ihren Sitz im katholischen Arlesheim (ab 1833 Kanton Basel-Landschaft, vorher Kanton Basel), nahe dem katholischen Kanton Solothurn.
Sie hinterliessen auch ihre Denkmäler in Arlesheim, darunter die Kathedrale und die Stadtpaläste. Seit 1828 hat der Bischof des Bistums Basel seinen Sitz in Solothurn. Es ist die komplexe Schweizer (Religions-)Geschichte in Kurzform.
Die Pracht der bischöflichen Präsenz ist in Pruntrut noch immer sichtbar, unter anderem beim Hôtel-Dieu und bei der Glacière aus dem 18. Jahrhundert (der Ort, an dem Eisblöcke aufbewahrt wurden, um Getränke und Speisen für den Bischof und sein Gefolge zu kühlen). sowie bei den Stadtpalästen und den Häusern für das Kapitel.
Die (mittelalterlichen) Strassen und der gut erhaltene Stadtkern, die allgegenwärtige Präsenz der Uhrenindustrie (u.a. La Fondation Horlogère) und die Nähe zum schönen Jura verleihen dieser Stadt einen besonderen Reiz.
Und für diejenigen, die sich für den Klimawandel interessieren: Die Stadt lag vor etwa 20 Millionen Jahren an einem subtropischen Meer. Noch weiter zurück, vor etwa 150 Millionen Jahren, war der Jura ein beliebter Aufenthaltsort für Dinosaurier. Vor etwa 20 Tausend Jahren war die Region eiskalt, ein polares Klima.
(Quelle: J.-C. Rebetez, D. Bregnard (Ed.), De la Crosse à la Croix. L’ancien Évêché de Bâle devient suisse (Congrès de Vienne-1815), Neuchâtel, 2002)
Korrektorin: Petra Ehrismann