Kanton St. Gallen
12 April 2021
St. Gallen und seine Abtei verdanken ihren Namen dem irischen Mönch Gallus (550 c. 640). An der Stelle seines Grabes wurde eine kleine Kapelle errichtet, der Vorläufer der berühmten Abtei.
Die geografische Lage
Der Kanton hat viele Nachbarn. Er ist von den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden umgebenund grenzt im Osten an Voralberg (Österreich) und Liechtenstein. Der (Alte) Rhein ist dabei der Grenzfluss.
Im Norden grenzt das deutsche Bundesland Baden-Württemberg an, wobei der Rhein und der Bodensee die Grenze bilden. Im Westen und Süden grenzen die Kantone Thurgau, Zürich, Schwyz, Glarus und Graubünden an.
Diese Grenzen weisen bereits auf eine komplizierte Entstehungsgeschichte dieses Kantons hin, der 1803 (Mediationsakte) entstanden ist.
Rätier, Römer, Franken, Alemannen, Viktoriden
Das Gebiet hatte bereits nach dem Abzug der Römer im fünften Jahrhundert eine andere Entwicklung durchgemacht. Rätien war nach vier Jahrhunderten römischer Herrschaft zu einer gallo-römischen Gesellschaft geworden.
Die Franken und Alemannen führten ihre germanische Kultur und Sprache (Alemannisch) ein. Im südlichen Teil blieb jedoch das gallo-romanische bis weit ins Mittelalter hinein die wichtigste Sprache.
Der nördliche Teil fiel an das Bistum Konstanz (ab 843 Erzbistum Mainz). Die Ostgoten (bis 536), die Alemannen und die Franken beherrschten diese Region. Der südliche Teil gehörte zum Bistum Chur (bis 843 Erzbistum Mailand, ab 843 Erzbistum Mainz). Die Viktoriden übten ihre Macht als Bischof von Chur und als weltliche Führer aus.
Abtei St. Gallen und Kloster Pfäfers
Zu den mächtigsten Grundherren gehörten die Abteien von St. Gallen und Pfäfers.
Die Überfälle der Ungarn (926) und der Sarazenen (935) waren schwarze Tage in der Geschichte dieser Abteien.
Bis zum Aussterben der Dynastie (1268) spielte der Herzog von Schwaben neben den beiden Abteien eine führende Rolle. An ihre Stelle traten die Grafen von Kyburg, Habsburg, Toggenburg, Montfort und Werdenberg, Rapperswil, Vaz und die Herren von Sax.
Die Abtei war eng mit Habsburg verbündet. Die vielen Parteien und unabhängigen Staaten in diesem Gebiet und ihre komplizierten Beziehungen sind teilweise dafür verantwortlich, dass es bis 1803 kein einheitliches Territorium gab.
Die Landesabtei war einer der grössten Grundbesitzer (unter habsburgischer Kontrolle). Die St. Galler Bürger organisierten sich im 15. Jahrhundert immer mehr. Um 1415 war auch St. Gallen eine freie Reichsstadt, getrennt von der Landesabtei.
Der Stadtrat ging daraufhin eine Allianz mit Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Zug und Glarus ein.
Die Rolle der Abtei war jedoch noch nicht beendet und am Ende des 15. Jahrhunderts war sie immer noch einer der grössten Landbesitzer.
1451 wurden die Reichsabtei und die Stadt St. Gallen zugewandter Ort oder Verbündeter der Eidgenossenschaft.
Zwölf Staaten
Zu dieser Zeit bestand das Gebiet des heutigen Kantons aus zwölf Staaten: den Landstiften St. Gallen und Pfäfers, den Städten Rapperswil und St. Gallen, der Herrschaft Sax-Forsteg sowie den Untertanengebieten Sargans, Werdenberg, Rheintal und den Grafschaften Uznach, Gaster und Weesen und Gams.
Während der Reformation blieben einige Gebiete katholisch, andere, darunter die Stadt St. Gallen, wurden protestantisch.
1798-1848
Die Helvetische Republik (1798-1803) beendete die politische Zersplitterung und führte den Schweizer Einheitsstaat mit einer zentralen Verwaltung ein.
Mit der Mediationsakte von 1803 wurde die neue Eidgenossenschaft mit St. Gallen als neuem Kanton mit acht Bezirken eingeführt. Dieser Kanton wurde auch Mitglied der Eidgenossenschaften von 1815 und 1848.
Die Abtei wurde im Jahr 1805 aufgelöst. Die Diözese St. Gallen wurde 1847 gegründet. Die Abtei wurde dem Benediktinerorden zurückgegeben und ist heute ein Unesco-Weltkulturerbe. Die Bibliothek beherbergt eine der grössten und wertvollsten Sammlungen von (mittelalterlichen) Handschriften.
Die Flagge
Die heraldische Flagge stammt aus dem Jahr 1803. Sie zeigt eine Axt, die von acht Stäben (von denen nur fünf zu sehen sind) umgeben ist, die durch ein Band zusammengehalten werden. Diese Stäben symbolisieren die acht Bezirke des Kantons.
Die Axt steht für Stärke. Das Band zeigt die Einheit dieser Bezirke. Die Farbe Grün steht für die Freiheit (sie war auch die Farbe der französischen Revolutionäre im Jahr 1789).
(Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz, Kanton St. Gallen, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007390/2017-05-11).
Korrektorin: Melinda Fechner