Johann Stumpf (1500-1578), Schlacht bei Schwaderloh. Foto: Meyer, F.: Schweizergeschichte von der Bundesgründung bis Marignano, Lehrmittelverlag des Kantons Thurgau, Frauenfeld 1976.

Als die Thurgauer Schwaben Schweizer wurden

Der Thurgau war spätestens seit dem 9. Jahrhundert eine Grafschaft im Herzogtum Schwaben. Nach Aussterben der Grafen von Kyburg erbten 1264 die Habsburger die Herrschaftsrechte.

Der mittelalterliche Thurgau war noch keine klar definierte historische Region und umfasste auch weite Teile der heutigen Kantone St. Gallen und Zürich sowie die heutige deutsche Bischofsstadt Konstanz.

Konstanz war das religiöse und wirtschaftliche Zentrum und man verstand sich in Konstanz und im Thurgau als Einheit. Kaufleute, Händler, Beamte und andere Bürger aus dieser Region waren Schwaben.

Das 15. Jahrhundert war für die politische Entwicklung des Thurgaus entscheidend. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Begriff Schwaben nur noch für den nördliche Teil des Gebiets verwendet, südlich des Bodensees sprach man von Eidgenossen oder Thurgauern und erst seit 1499 von Schweizer.

In dieser Zeit kam es in Folge verschiedener Konflikte, darunter des Schwabenkrieges, zu einer einer Abgrenzung von den schwäbischen Nachbarn. Dass es sich nicht um einen sprachlich-kulturell determinierten Vorgang handelte, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass die ebenfalls hervortretende Differenzierung des alemannischen Sprachraumes in ein Schwäbisch und ein alemannisch genanntes Dialektgebiet  weiter nördlich verlaufenden Trennlinien gefolgt is.

1648 scheidet die Eidgenossenschaft und damit auch der Thurgau aus dem Heiligen Römischen Reich der deutschen Nation.

Die Schwäbische Identität war nun auch formell Vergangenheit. Die Alemannen und die Thurgauer Schwaben wurden Schweizer.

(Quelle: Th. Maissen, Geschichte der Schweiz, Baden, 2015).