Die Ausstellung beleuchtet anhand kostbarer Textilien die wechselvolle Geschichte Spaniens im Mittelalter. Präsentiert werden vor allem Seidenstoffe vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, die von muslimischen Webern hergestellt wurden, sich aber in einem christlichen Kontext erhalten haben. Das macht diese Objekte über ihren kunsthistorischen Wert hinaus zu bedeutenden zeitgenössischen Quellen für die sich verändernden Machtverhältnisse zwischen christlichen und muslimischen Herrschern. Zugleich sind sie Zeugen eines fruchtbaren Austauschs zwischen Religionen und Kulturen.
Die islamischen Weber waren Meister ihres Fachs. Sie stellten die prächtigsten Stoffe her. Ihre Seidengewebe waren begehrte Luxusprodukte, die weit über die Landesgrenzen hinaus Furore machten. Als Kriegsbeute, diplomatisches Geschenk oder teure Handelsware gelangten sie auch in den Besitz der christlichen Könige und geistlichen Würdenträger im Norden Spaniens. Vor allem dank der kirchlichen Nutzung haben sich viele dieser Stoffe bis auf den heutigen Tag erhalten –sei es als Reliquienhülle, als liturgisches Gewand oder als Schmuck für den Altar. Diese Stoffe aus al-Andalus, wie der muslimische Süden genannt wurde, prägten bis in das späte Mittelalter die Repräsentationskultur sowohl des islamischen als auch des christlichen Spanien. Die künstlerischen Zentren des Nordens hingegen, Städte wie Burgos oder Barcelona zum Beispiel, waren vor allem für kostbare Stickereien mit christlichen Bildthemen bekannt.