Die Burgruine Rötteln. Foto/Photo: TES

Die Burg Rötteln als Symbol der jahrhundertalten Beziehungen zwischen den beiden Rheinufern

Rötteln gehört heute zu Lörrach, einer Stadt in Baden-Württemberg, nahe Basel am anderen Rheinufer. Das ehemalige Dorf Rötteln, nicht zu verwechseln mit dem wenige hundert Meter entfernten Weiler Röttelnweiler, war bis 1503 eines der wichtigsten Verwaltungszentren in dieser Region.

Die Markgrafen von Baden, Namensgeber des Markgräflerlandes, und ihre Vorgänger, die Freiherren von Rötteln, residierten jahrhundertelang (ca. 1100-1503) auf der Burg Rötteln.

Rötteln

Von dort aus beherrschten sie nicht nur das Wiesental und andere badische Gebiete, sondern auch lange Zeit die Grafschaft Neuenburg, die rechtsrheinischen Besitzungen des Basler Klosters St. Alban sowie Teile des Elsass, der Franche-Comté und des Herzogtums Burgund.

Das  Südtor der Burg

Die Burg Rötteln heute

Darüber hinaus spielten die Markgrafen und ihre Vorgänger eine Rolle im europäischen Machtgefüge mit dem Herzogtum Burgund, Frankreich, Habsburg und dem Heiligen Römischen Reich, verschiedenen Bistümern (u.a. Konstanz, Basel, Mainz, Strassburg, Besançon), mächtigen Abteien (u.a. St. Blasien, St. Gallen, St. Alban und Säckingen), einzelnen Ständen der Eidgenossenschaft (vor allem Bern und Solothurn), den Grafen von Rheinfelden, den Herzögen von Zähringen und anderen Herrschern.

Markgräflerland rund um 1556. Bild: Wikipedia

Mit der Stadt und dem Bistum Basel waren die Beziehungen sehr eng. Basel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht Mitglied der Eidgenossenschaft. Erst nach dem Schwabenkrieg und dem Frieden von Basel (1499) wurde die Stadt 1501 Mitglied.

Die Burg Rötteln wurde im so genannten Niederländischen Krieg (1672-1678) von französischen Truppen zerstört. Die Ruine thront jedoch noch heute majestätisch auf einer Anhöhe mit Blick auf das Elsass, das Wiesental, das Markgräflerland und Basel.

Die Burg in der Topographia Alsatiae

Sammlung: Burgmuseum Rötteln

Die Grösse und das Ansehen der Bewohner der Burg Rötteln werden auch in der Beschreibung im dritten Band (Topographia Alsatiae) der Topographia Germaniae von Matthäus Merian (1644) deutlich.

Die Burg taucht als einer der ‚vornehmbsten Oerther‚ auf. Die beiden anderen Bände der Topographia Germaniae waren dieTopographia Helvetiae und die Topographia Sueviae.

Um die Geschichte der Burg, der Familie Rötteln und ihrer Erben, der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, zu verstehen, muss man nicht nur den Rhein überqueren, sondern auch über die heutigen Landesgrenzen von Frankreich, der Schweiz und Deutschland hinaus schauen.

Die Freiherren von Rötteln

In einer der ältesten Urkunden der Abtei St. Gallen wird im Jahr 751 eine Villa Raudinleim (leim für Lehm und Rau für Rot) erwähnt. Die Familie Rötteln erscheint erstmals in einem Text (1083) des Basler Bischofs Burkhard von Fenis (1040-1107). Der Bischof ernannte Theodericus aus dieser Familie zum Schirmvogt der rechtsrheinischen Besitzungen des Klosters St. Alban.

In den folgenden Jahrhunderten erwarb dieses Geschlecht immer mehr Besitzungen im Wiesental und baute eine Reihe weiterer Burgen, unter anderem in Minseln, Schopfheim, Brombach, Wies, Lörrach (damals ein Dorf) und Nordschwaben. Eine Seitenlinie, das Geschlecht der Rotenberger, baute in dieser Region Burgen in Hammerstein, Rotenberg, Steinen und Hasel.

Sammlung: Dreiländermuseum Lörrach

Besonders intensiv waren die Kontakte wie gesagt mit dem Bistum und der Stadt Basel. Die Herren von Rötteln gehörten zum „inneren Kreis“ von Stadt und Bistum. Sie nahmen nicht nur an den prestigeträchtigen Turnieren am Münster teil, sondern stellten auch drei Bischöfe (Walter, Liutold II. und Liutold III.).

Rötteln Wappen am Strebepfeiler der nördlichen Aussenwand des Basler Münsters  

Links das Neuenburger Wappen

Die Dynastie starb jedoch 1316 aus, und es begann die Ära der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Diese Familie starb wiederum 1503 aus, aber sie machte Rötteln in fast zwei Jahrhunderten zum Verwaltungszentrum der Markgrafschaft von Baden.

Basler Münster, Katharina,  Markgräfin von Baden

Hauptzugang zur Oberburg mit dem Wappen der Familie von Hachberg-Sausenberg

Die Abgrenzung vom nördlichen Teil der Markgrafschaft und die Vervollständigung des Markgräferlandes fand 1444 nach dem Erwerb von Badenweiler statt.

Das Geschlecht der von Hachberg-Sausenberg und sein Nebenzweig, die Hochberger, erwarben nicht nur die Grafschaft Neuenburg, sondern auch Gebiete in der Franche-Comté und das Herzogtum Burgund. Nicht zuletzt wegen der engen Kontakte zu den Herzögen von Burgund wurde die alte mittelalterliche Burg um 1470 im damals führenden burgundischen Stil umgebaut.

Der „Marquis de Rothelin“ war  unter anderem auch im diplomatischen Dienst der Herzöge von Burgund tätig und als Statthalter von Luxemburg um 1470, davor als Bischof von Konstanz und Schirmherr des Konzils von Basel (1431-1439) und lange Zeit als Vermittler zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft sowie zwischen Burgund und Frankreich.

Die romanische Kirche in Rötteln wurde 1403 im gotischen Stil umgebaut und war die letzte Ruhestätte dieser Dynastie. Die Anlage hatte damals eher den Charakter eines Stifts mit einer Schule und Wohnhäusern und Gebäuden. Die Geistlichen übernahmen u.a. Verwaltungsaufgaben für den Markgrafen.

1503-1678

Die Erben und neuen Markgrafen von Baden verlegten nach 1503 ihre Residenzen nach Norden, nach Baden-Baden, Rastatt und schliesslich Karlsruhe. Die Burg Rötteln blieb jedoch bis 1678 Oberamt des Markgräferlandes der Markgrafschaft. Die Zerstörung der Burg im Jahr 1678 bedeutete jedoch das Ende der Burg, sowohl physisch als auch als Verwaltungssitz.

Es begann die Ära von Lörrach. Dieser Ort hatte schon zu Zeiten der Freiherren von Lörrach Bedeutung.

Obwohl die Lage Lörrachs günstig war, kam die wirtschaftliche Entwicklung wegen der Nähe zu Basel nicht in Gang. Der Ort hatte bereits 1403 das Marktrecht erhalten, blieb aber ein wirtschaftlicher und politischer Zwerg. Die Markgrafen auf der Burg Rötteln duldeten keine politische Konkurrenz.

Die Zerstörung der Burg Rötteln führte jedoch zu einer Aufwertung Lörrachs. Im Jahr 1678 erhielt die Stadt die Stadtrechte und wurde Verwaltungssitz des Oberamtes.

Fazit

Die Geschichte  der  Burg Rötteln ist die Geschichte dieser Region des Elsass, Badens und Basels. Viele Aspekte können in diesem kurzen Beitrag nicht behandelt werden, darunter die Beziehungen zu anderen Geschlechtern (z.B. Reich von Reichenstein, Münch, Rotberg), Dörfern und Städten (u.a. Inzlingen, Schopfheim, Rottweil), Abteien, Bistümern und Städten.

Diese Ruine, die vom Röttelnbund e.V. Haagen gepflegt wird, ist das Symbol jahrhundertelanger wirtschaftlicher, politischer, religiöser und sozialer Verflechtungen und Verbindungen auf beiden Seiten des Rheins.

Quelle und weitere Informationen: R. Wagner, U. Brachthäuser, M. Volk (Red.), Burg Rötteln. Herrschaft zwischen Basel und Frankreich, Neulingen, 2020)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Eindrücke aus der Ruine und Umgebung