Augusta Raurica und die Domus Romana
17 January 2021
Das 1955 eröffnete Römerhaus in Augst, der Römerstadt Augusta Raurica, war Vorbild für spätere Rekonstruktionen römischer Häuser in ganz Europa. Das Römerhaus ist eine der ersten rekonstruierten alten römischen Villen in Europa, die teils auf archäologischen Funden in Augusta Raurica, teils auf Erfahrungen in Pompeji und Herculaneum in Italien beruhen.
Augusta Raurica ist eine der am besten erhaltenen und gut dokumentierten römischen Städte nördlich der Alpen.
Augusta Raurica um 117 n. Chr. Bild: Museum Augusta Raurica
Das Römerhaus steht über den Fundamenten ausgegrabener Gebäude, sein Grundriss entspricht jedoch nicht diesen Bauten, sondern gibt Grösse und Anordnung von Räumen eines vornehmen Wohnhauses wieder. Solche Stadtvillen lagen an den schachbrettartig angeordneten Strassen.
Alles was von Originalfunden aus Augusta Raurica bekannt war, wurde nach diesen Funden rekonstruiert. Das Übrige richtet sich nach Vorbildern anderer Orte, vor allem Herculaneum und Pompeji. Das Römerhaus wurde im Winter 2000/2001 renoviert.
Dabei malte man einzelne Räume nach neuen Erkenntnissen aus und richtete sie zum Teil mit neuen Möbeln ein. Das grosse städtische Wohnhaus oder Domus hatte so offen zu sein, dass das darin Stattfindende für alle sichtbar war. Deshalb stand die Eingangstüre in der Regel offen. Das Haus betrat man von der Strasse her durch einen Flur, der in den Innenhof führt.
Grundsätzlich zugänglich war das Haus für Nahestehende wie Verwandte, Freunde, Sklaven und Klienten in Bezug auf das Patronat und Klientelwesen. Der Status des Besitzers und sein Anwesen hatten einander zu entsprechen.
Der Patron und wohlhabende Personen waren zur Repräsentation verpflichtet. Dazu gehörten luxuriöse Empfangssäle, weiträumige Innenhöfe, Gartenanlagen, Bildergalerien und Bibliotheken. Sparsamkeit wurde nicht geschätzt.
Das Haus in der Provinzstandt Augusta Raurica besitzt im Vergleich zu den vornehmen grossen Stadtvillen in den römischen Metropolen ein einfaches Raumenensemble, hätte jedoch einer Familie aus der gehobenen Bevölkerungsschicht entsprochen. Die Privaträume gruppieren sich um einen mit Säulen umstandenen begrünten Innenhof (peristylium), der oft mit Steinplatten belegt war.
Das Hausheiligtum findet sich neben dem Eingang in der Nähe der Küche. Es gab Villen mit gr0ssen und Villen mit kleinen Gärten. Wichtig war, dass es die Möglichkeit gab, sich draussen aufzuhalten.
Nur die allerwenigsten Häuser besassen Privattoiletten, die meisten Leute waren auf öffentliche Aborte angewiesen. In diesem Haus gab es aber eine separate Privattoilette und eine Toilette für die Bediensteten in der Küche, weil dort auch die Abwässer entsorgt werden konnten.
In seiner Rolle als Patron bewirtete der Hausherr seine Gäste im grossen Stil. Zu diesem Zweck wurde das Sommer-Wohn- und Speisezimmer als Bankett- und Repräsentationssaal konzipiert. Der Wohnraum ist bunt ausgemalt mit Wandmalereien und mit Webstuhl und Sofa eingerichtet. Den Boden schmückt ein Mosaik aus Hölstein. Das Zimmer ist eingerichtet mit Speisesofas, Sesseln und einem runden Steintisch. Das Essen wurde liegend genossen.
Nur vornehme Häuser besassen ein eigenes Bad (Balneum). Der Badetrakt bestand aus mehreren Räumen mit aufwändigen Installationen und Wasserbecken mit verschiedenen Temperaturen. Im Umkleideraum (apodyterium) befinden sich Sitzbänke und die Garderobe. Zunächst begab man sich in den warmen Baderaum (tepidarium), danach ins Heissbad (caldarium) und anschliessend kühlte man sich im Kaltbad (frigidarium) ab.
(Quelle und weitere Informationen: B. Rütti, C. Aitken, Domus Romana, Augst 2001, Museum Augusta Raurica).
Korrektorin: Eva Maria Fahrni